Rückblick: Die Top 10 der archäologischen Entdeckungen 2010 (Teil 2)

Die nächsten fünf auf der Liste des Archaeology Magazine

  • Entschlüsselung des Neanderthaler-Genoms in Leipzig (Deutschland)
    Erstmals liegt eine Version der Genomsequenz einer ausgestorbenen Menschenart vor. Forscher des Max-Planck-Institutes für evolutionäre Anthropologie in Leipzig präsentierten gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam einen ersten Entwurf der Gensequenz des vor rund 30.000 Jahren ausgestorbenen Neandertalers. Erste Analysen von vier Milliarden Basenpaaren weisen darauf hin, dass Neandertaler im Genom einiger moderner Menschen Spuren hinterlassen haben.
  • Kindergräber in Karthago (Tunesien)
    Eine us-amerikanische Forschergruppe hat in jahrzehntelanger Arbeit den Reste in 348 karthagischen Bestattungen des Friedhofs von Tophet untersucht und konnte dabei 540 Kinder nachweisen. Dabei handelt es zur Hälfte um vorgeburtliche oder wenige Tage alte Kinder. Nur wenige waren älter als fünf bis sieben Jahre. Ab diesem Alter wurden die Bestattungen auf dem Hauptfriedhof vorgenommen. Indizien für Opferungen konnten nicht festgestellt werden. Damit sind nach Ansicht des Forschungsleiters Jeffrey Schwartz immer wieder postulierten umfangreichen karthagischen Kinderopferungen widerlegt.
  • „Kadanuumuu“ aus Woranso-Mille (Äthiopien)
    Die 3,6 Millionen Jahre alten Neufunde belegen, dass Australopithecus afarensis doch aufrecht gehen konnte. Anhand der bisherigen Fossilien (u.a. „Lucy“) war dies 35 Jahre lang bezweifelt worden. Von „Kadanuumuu“ („Großer Mann“) liegen inzwischen unter anderem ein vollständiges Knie, Teile des Beckens und des Brustkorbs vor. Die Körperhöhe wird auf 168 cm geschätzt.
  • Kolonisten-Kirche in Jamestown (USA)
    Bei der Untersuchung der ersten dauerhaften englischen Kolonie in der Neuen Welt stießen Archäologen auf die Pfostenlöcher des ersten Kirchengebäudes der Kolonisten. Der Holzbau war etwa 18 Meter lang wurde den Urkunden zufolge 1608 errichtet. Zu den historisch beudeutsamen Ereignisse, die hier stattfanden, gehört die Hochzeit zwischen der Indianerin Pocahontas und dem Tabakfarmer John Rolfe im Jahr 1614.
  • Zerstörungsfreie Radiocarbon-Datierung in Texas (USA)
    Der Chemiker Marvin Rowe von der Texas A&M University hat nach 14 Jahren Forschung ein Verfahren vorgestellt, mit dem Artefakte ohne nennenswerten Materialverlust anhand der C14-Methode datiert werden können. Das Objekt liegt in einer Vakuumkammer und wird einem Plasma überspült, das dabei Kohlenstoff vom Objekt aufnimmt. Die Methode wurde bisher altägyptischem Holz, Holzkohle, Tierhaut, Straußeneischale und dem Knochen einer Mumie getestet. Nach Rowe stimmt das Ergebnis im großen und ganzen mit der konventionellen, zerstörenden Methode überein. Die Methode soll noch weiter verbessert werden, um z.B. Objekte wie Rosinen auf Mumienbinden zeitlich einordnen zu können.

Zu Teil 1

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