Antikes Theater in Dydima entdeckt

Luftbild mit den ursprünglichen Ausmaßen des Theaters (c)DAI

Luftbild mit den ursprüng-lichen Ausmaßen des Theaters (c)DAI

Bei den Ausgrabungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Didyma (Westtürkei) wurden im August 2011 völlig unerwartet die Reste eines antiken Theaters gefunden. Bemerkenswert dabei ist, Didyma war keine Stadt, sondern ein außerstädtisches Heiligtum, das zu dem 17 km entfernten Milet gehörte, das selbst ein großes Theater besaß.

Schon im Vorjahr hatten die Grabungen eine große gerundete Mauer mit einem Treppenzugang zutage gefördert, welche damals noch als Terrassenmauer gedeutet wurde. Nun belegen in situ gefundene gerundete Sitzstufen die Existenz des Theaters.

Obwohl Theater in der Regel nicht zur Ausstattung eines Heiligtumes gehörten, hatte man im Fall von Didyma schon früh den Verdacht, dass es ein solches gegeben haben könnte. Denn den antiken Inschriften zufolge fanden im Heiligtum regelmäßig Wettkämpfe zu Ehren Apollons statt, die auch Gesangs- und Redewettbewerbe umfassten. Da aber im Verlauf der Grabungen nur ein Stadion für die sportlichen Wettkämpfe zutage trat, vermutete man, die musischen Agone (griech. „Wettstreit“) wären im Theater von Milet abgehalten worden. Seit den diesjährigen Ausgrabungen ist jedoch klar, dass die Gesangs- und Redewettbewerbe für Apollon doch in seinem Heiligtum in Didyma stattfanden.

Die Datierung des Gebäudes kann derzeit nur anhand der Bauteile des Anfang der des 20. Jahrhunderts entdeckten sogenannten Tabernakelbaues vermuten, der für die Fassaden von Nymphäen und Toranlagen, aber auch für die von Bühnengebäuden typisch war. Aufgrund einer Weiheinschrift gehören sie in die Zeit von Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.). Im Apollonheiligtum von Didyma existierte bislang kein Fundament, mit dem man diese Teile hätten verbinden können. Da nun die Existenz eines Theaters erwiesen ist, gilt es zu überprüfen, ob die Tabernakelfassade zum Bühnenhaus gehört hat.

Der Grabungsleiter von Didyma ist Prof. Dr. Andreas Furtwängler (Universität Halle). Das an der Universität Bonn angesiedelte Projekt „Kulte im Kult“ der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste wird von Prof. Dr. Helga Bumke (Universität Bochum) geleitet und gemeinsam mit Dr. Jan Breder, Dr. Ivonne Kaiser und Dr. Ulf Weber durchgeführt.

Foto: Luftbildaufnahme mit den ursprünglichen Ausmaßen des Theaters (c) DAI

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